Platz 6 bei der Landeseinzelmeisterschaft

Vom 31.10.2019 bis einschließlich 03.11.2019 hatte ich die Ehre, den Kreisschachverband Teltow-Fläming bei der diesjährigen Landeseinzelmeisterschaft des Landes Brandenburg zu vertreten. Daher möchte ich diesem zunächst einen ganz großen Dank für die Nominierung aussprechen. Es bedeutet mir sehr viel, mich mit den Besten des Landes messen zu können und dahingehend das Vertrauen des Kreises bekommen zu haben.

Wenige Teilnehmer auch in diesem Jahr

Insgesamt 14 Spieler nahmen in diesem Jahr teil. Sicherlich hatte auch das zeitgleich stattfindende Turnier in Falkensee Anteil an der geringen Teilnehmerzahl, aber dennoch: Die LEM ist in Brandenburg das bestbesetzte Einzelturnier des Landes und nominell auch das Wichtigste. Vor diesem Hintergrund ist mir persönlich nicht klar, warum sich nur so wenige ambitionierte Schachspieler bemühen daran teilzunehmen. Dass man im Zweifel über einen Freiplatzantrag gute Chancen hat mitzuspielen, ist schließlich auch nicht neu.

Im nächsten Jahr wird die LEM aufgrund von Terminschwierigkeiten leider in das Potsdamer Sommeropen integriert sein. Übernächstes Jahr soll sie allerdings wieder eigenständig stattfinden und es bleibt zu hoffen, dass dies dann auch zukünftig gelingt. So viele Top-Turniere gibt es in Brandenburg schließlich nicht.

Duell mit Aaron Matthes

In der ersten Partie kam es gleich zum Duell mit Aaron Matthes, der in Lichtenrade ein beeindruckendes Turnier gespielt hat und dieses mit einem Remis gegen einen Großmeister sowie dem zweiten Platz krönen konnte.

Frühmorgens entschied ich mich dafür eine Partie aus dem vergangenen Jahr nachzuspielen, in der ich damals mit Weiß gewinnen konnte. Diese Art der Vorbereitung war vielleicht nicht die allerbeste Idee. Denn diesmal spielte ich mit den schwarzen Steinen und wie schon 2018 gewann Weiß die Partie. Nächstes mal sollte ich wohl etwas Solideres spielen…

Schwierige Nachmittagspartie

In der zweiten Partie bekam ich dann mit Volkmar Berger einen 1500er. Ich erhielt eine typische Position gegen den isolierten Damenbauern, aber ich verpasste die Gelegenheit, seinen starken Läufer abzutauschen. Die Stellung war anschließend ausgeglichen und vielleicht sogar etwas besser für ihn, wenn ich etwas riskierte.

„Wegen mir können wir Remis machen, aber du willst ja bestimmt gewinnen.“

Volkmar Berger

Aber Zukunftsrafael würde mit sich hadern und damit nicht zufrieden sein. Ich hatte noch mehr als genug Zeit auf der Uhr und ging davon aus, dass ich keinen groben Patzer machen werde. Somit wollte ich das Endspiel sehen.

Kurz darauf gab er freiwillig seinen guten Läufer, es kam zum Damentausch und kurz darauf fiel alles zusammen. Zum Schluss ließ er sich gar den Läufer an den Turm fesseln. Damit war die Partie gewonnen. Aber leicht war es mal wieder nicht – und ein erneuter Beweis dafür, dass Kämpfen sich lohnt!

Ein Punkt für die Figurenaktivität

Am nächsten Morgen hieß mein Gegner Hans-Rainer Urban von der SG Lok Brandenburg. In der Eröffnung gewann ich einen Zentrumsbauern, aber mein Gegner entwickelte Gegenspiel. Spontan entschied ich, dass ich solche Stellungen gerne spielte. Es gelang mir mich zu verteidigen und meine Figuren gut zu stellen, während Schwarz gleichzeitig seine Läufer auf die Grundreihe zurückentwickelte.

Nun erzwang ich den Damentausch. Allgemein gilt das Läuferpaar zwar dem Springerpaar im Endspiel überlegen, aber alle meine Figuren standen deutlich aktiver und der gedeckte Freibauer war ein ganz entscheidender Faktor. Der Bauer drohte durchzulaufen und Schwarz musste Material geben: Sieg für mich.

Verquere Eröffnung die Erste: Bin ich Weiß oder Schwarz?

Die Nachmittagspartie des zweiten Tages entwickelte sich zunächst günstig für mich. Weiß brachte das Kunststück fertig, die schwarze Seite einer bekannten Eröffnung zu spielen, allerdings mit Minustempo und dann auch noch eine schlechte Variante davon.

Aber auch ich kannte mich nicht besonders gut aus. Der logische Plan kostete viel Zeit und ermöglichte letztlich Gegenspiel, doch meine Figuren waren erneut aktiver und konnten rechtzeitig in die gegnerische Stellung eindringen.

Entschieden wurde die Partie dann durch ein Damenmanöver mit der Pointe, dass ich die zwei Türme für die Dame (und einen Bauern) gab und meine Dame nun in Kombination mit dem verbliebenen Läufer aufgrund der Felderschwächen in der Lage war mattzusetzen oder entscheidend Material zu gewinnen. Mangels Alternativen wurde es Matt: 3 Punkte aus 4 Partien.

Der IM wartet schon

Das bedeutete, dass ich in Runde 5 gegen IM Ralf Schöne spielen durfte.

Es entstand eine Partie mit entgegengesetzten Rochaden und somit Angriffschancen für beide Seiten. Ich verbesserte meine Stellung stetig und erhielt Vorteil. Dann aber war ich zu gierig: Das Schlagen einer Figur war im Rückblick zu risikoreich und auch nicht notwendig. Stattdessen hätte ich meinen Angriff einfach fortsetzen können mit guten Aussichten und starker Initiative. Schwarz hatte nichts.

So wie gespielt bekam hingegen Schwarz den verheerenden Angriff, welcher letztendlich in einer Niederlage für mich endete. Jedoch: Den nächsten IM knacke ich…

Bis zur letzten Minute

In Runde 6 kam eine Variante aufs Brett, die ich in der Praxis nur sehr selten sehe. Die Partie entwickelte sich zu einem beidseitigen Patzerfest. Aber erst nach der Zeitkontrolle stand ich sichtbar schlechter. Richtigerweise stellte Weiß jedoch seufzend fest:

„Das wird kompliziert.“

Thorsten Müller nach dem 40ten Zug

Tatsächlich gelang es mir durch taktische Rechtfertigungen den dringend notwendigen Raum zu gewinnen und meine eigenen Freibauern in Bewegung zu setzen. Dann gewann ich gar Material und hatte nun ein Endspiel vor mir mit Turm, Springer und zwei Bauern gegen Turm und zwei Bauern. Aber in beiderseitiger Zeitnot gelang es mir nicht schnell genug, den Gewinnplan zu finden. Die Partie endete schließlich Remis durch Stellungswiederholung: Beide Seiten hatten nur noch 40 Sekunden auf der Uhr.

„Not gegen Elend.“

Thorsten Müller fasst die Partie zusammen

Laut Partieformular ist das die Endstellung. Aber über diese Stellung braucht man nicht zu diskutieren.

Verquere Eröffnung die Zweite: In der Kirchmöser-Variante zum Remis

In der Schlussrunde am Sonntagmorgen kam meine gerade erst total versemmelte Partie gegen Kirchmöser aufs Brett. Jedoch hatte ich meine Hausaufgaben gemacht und vermied also den Verlustzug in der Eröffnung. Dennoch sollte ich die Theorie wohl nochmals hinterfragen: Eine überzeugende Variante sieht für mich anders aus.

Am Ende der Eröffnung verpasste ich eine vielversprechende Gelegenheit und stand fortan schlechter. Erst viel später konnte ich mich endlich befreien und erhielt zugleich das Läuferpaar für einen Turm. Doch mein Gegner hatte Kompensation und bei seinem Remisangebot rechnete ich gründlich, bevor ich mich trotz Materialvorteil dazu entschied es anzunehmen.

Fazit

Platz 6 bei Brandenburgs bestbesetztem Schachturnier ist ein gutes Ergebnis. Mit 4 Punkten aus 7 Partien habe ich meine selbstgesetzten Ziele alle erreicht und die Ergebnisse aus Korbach und Magdeburg erneut bestätigt. Die DWZ-Leistung betrug ca. 2050 (+24 DWZ), ELO dürfte höher sein. Ich habe viele Erfahrungen gewonnen, auf denen ich zukünftig aufbauen kann.

Mein Dank gilt auch der Turnierleitung für die gute Organisation, Freds Frau für die wunderbare Essensversorgung und den anderen Teilnehmern, die sich ausnahmslos fair verhielten.

Alle Ergebnisse der Landeseinzelmeisterschaft

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