Was war das für ein Spiel! Spannung pur am vergangenen Sonntag beim Ligaspiel zwischen dem Ludwigsfelder Schachclub und SV Grün-Weiß Niemegk! Der Matchverlauf unseres drittletzten Spiels der Saison 2021/22 wurde zum packenden Krimi mit ungewissem Ausgang.
Ein ganz wichtiger Wettkampf
Der Wettkampf am vergangenen Sonntag, dem 15.05.2022, war für unsere erste Mannschaft sehr wichtig. Wir wollten nicht weniger als einen Sieg, schließlich näherten wir uns zusehends dem Saisonfinale. Diesmal spielten wir gegen den SV Grün-Weiß Niemegk, den wir in den Vorjahren stets nur auswärts kennengelernt haben und in diesem Jahr zum ersten Mal in unserer eigenen Spielstätte, dem Waldhaus, begrüßen durften.
Neue Aufstellung, starker Gegner
Niemegk war kein unbekannter Gegner für uns – quasi schon ein alter Bekannter. Eine Mannschaft, die es faustdick hinter den Ohren hat und die über viele Jahre hinweg die Regionalliga West als Tabellenführer dominiert hat. Dieses Jahr liegt sie eher im Tabellenmittelfeld, aber das hat wahrscheinlich eher statistische Gründe. An ihrer Spielstärke hat sich nicht viel geändert.
So mochte man es vielleicht schon als schlechtes Omen deuten, dass Niemegk in voller Besetzung zum Wettkampf erschien – diese Saison für viele Mannschaften leider eine Seltenheit. Wir hingegen mussten unser Team leicht verändern: Durch Ausfälle von Reiko und Hagen an Brett 7 und 8 bekamen diesmal Wolfgang Zumbrink und Edgar die Chance, sich in der Regionalliga zu beweisen.
Wolfgang hatte in dieser Saison bereits bei unserem Spiel gegen Nauen einen Sieg für die erste Mannschaft eingefahren, für Edgar war die Regionalliga noch komplett neu.
Ein ungutes Gefühl
Schon früh ahnte man, dass irgendetwas in der Luft lag. Es lief anders als gewohnt. Bei Wolfgang fehlte ein Bauer, Frank hatte ausnahmsweise mal keinen Vorteil und vorne am ersten Brett machte Rafael auch keine gute Figur.
Dafür konnten sich Michel und Thilo beide gute Stellungen erarbeiten, wobei Michel gute Angriffschancen bekam und Thilo viel Druck gegen den gegnerischen Damenflügel aufbaute. Auch Edgar zeigte sich von seiner guten Seite und erarbeitete sich eine sehr solide Stellung.
Doch insgesamt sah es eher durchwachsen aus. Im Gegensatz zu manch anderen Spieltagen kam es diesmal auch zu keiner schnellen Entscheidung. Jede Partie erreichte mindestens die 2-Stunden-Marke.
Zähe Mittelspiele
Niemegk erwies sich in dieser Phase als extrem harter Brocken.
An Brett 4 spielte Kurt zwar eine sehr schöne Partie, hatte früh seinen Läufer auf g6 geopfert und fuhr einen Mattangriff gegen seinen Gegner. Doch obwohl der Ausgang des Angriffs noch relativ offen war, drohte dieser sich zu seinen Ungunsten zu entwickeln.
Bei Rafael und Wolfgang sah es auch nicht gut aus. Rafael schien nicht gut aus der Eröffnung herausgekommen zu sein und verbrauchte viel Zeit in dieser Phase. Wolfgang hatte die Kompensation, die er für einen geopferten Bauern bekam, überschätzt und stand schnell in der Bredouille, hatte aber vor, die letztlich schlechtere Stellung so lange wie möglich auszukämpfen.
Kurts Gegner entwischt
Nach der 2-Stunden-Marke wurden dann doch in einem relativ schnellen Takt die Uhren abgestellt. Die erste beendete Partie kam von Frank, der sich mit seinem Gegner auf ein friedliches Remis einigen musste.
Ebenfalls ein Remis, wenn auch nicht ganz so friedlich, war das Ergebnis der Partie von Kurt. Der Mattangriff wurde zwar abgewehrt, aber die resultierende Stellung war für beide Spieler des Spielens nicht mehr würdig.
Bei Edgar hatte sich die Partie leider zu Gunsten seines Gegners entwickelt und er musste eine Qualität opfern, um überhaupt noch irgendwie im Spiel zu bleiben. Allerdings erwies sich auch das nur als kurzfristige Lösung: Bereits ein paar Züge später musste er die Partie aufgeben.
Ähnlich verlief es bei Rafael. Ohne große Wahl versuchte auch er, mit einem Qualitätsopfer noch Gegenspiel zu generieren, gab aber ebenfalls kurz darauf auf, als eine Leichtfigur verlorenging.
Thilo und Michel halten die Chance aufrecht
Besser lief es bei Thilo und Michel. Thilos Gegner konnte dem Druck auf Dauer nicht standhalten und verlor einen Bauern, was nach einem sauberen Herunterspielen in einem Sieg für den LSC endete.
Auch Michel hatte seinen Vorteil aus der Eröffnung heraus gut genutzt und schließlich eine Dame für 2 Leichtfiguren gewonnen. Zwar versuchte sein Gegner noch, mit allen Kräften dagegenzuhalten, aber nach einer letzten taktischen Brillanz von Michel musste auch dieser aufgeben.
Schwarz kann die Dame gewinnen – und damit die Chance für Ludwigsfelde aufrechterhalten.
Damit stand es 3:3 – das knappste Ergebnis der bisherigen Saison. Alle Augen waren nun auf René und Wolfgang gerichtet, die irgendwie etwas aus ihren Stellungen herausholen mussten.
Das Schicksalsblatt wird zum Pendel
Renés Stellung war allerdings sehr ausgeglichen und beide Spieler dachten auch, dass dies ein Remis werden würde. Allerdings wollte René dies noch nicht zulassen, denn an Brett 7 kämpfte Wolfgang geradezu, um die Stellung zu halten. Sein Gegner hatte den Mehrbauern zwar ins Endspiel gerettet, aber Wolfgang hatte jede Chance auf Gegenspiel genutzt, weshalb er sich sicher war, er könnte das noch halten.
„Im Kopf hab ich die ganze Zeit zu ihm gesagt: ‚Du machst den letzten Fehler, du machst ihn!'“
Wolfgang über seine inneren Gedanken, bei einem Eisbecher nach der Partie.
Ein glückliches Ende
Und genau das tat sein Gegner dann auch! Ganz unerwartet nach bis dahin sehr gutem Spiel über die gesamte Partie hinweg stellte Wolfgangs Gegner plötzlich einzügig einen Turm ein und gab danach sofort auf. Nach dieser glücklichen Wendung nahm René sofort das Remisangebot seines Gegners an, wodurch der Mannschaftssieg mit 4,5:3,5 gesichert war.
Fazit
Die Erleichterung im Anschluss war bei allen Ludwigsfeldern groß. Selten war es in dieser Saison so knapp gewesen.
Man muss zu dem Spiel sagen, dass es gezeigt hat, dass wir nicht unschlagbar sind und dass wir uns sehr anstrengen müssen, wenn unsere Gegner in (nahezu) Bestbesetzung antreten. Was man aber auch beim Zuschauen feststellen konnte, war, dass wir einen enormen Durchhaltewillen haben und unter keinen Umständen verlieren wollen.
Nächstes Wochenende geht es zum USV Potsdam III, wo wir mit einem Sieg den Aufstieg sichern können.
Tabelle
Wir haben den für Himmelfahrt terminierten Spieltag vorgezogen und die anderen Mannschaften haben noch nicht gespielt. Daher hat sich in der Tabelle zunächst nicht viel geändert:
Pl. | Mannschaft | MP | BP | Berl.Wrt. |
---|---|---|---|---|
1. | Ludwigsfelder Schachclub I | 16/16 | 49 | 203 |
2. | SV Hellas Nauen II | 12/16 | 38 | 172.5 |
3. | ESV Kirchmöser | 10/12 | 32.5 | 136.5 |
4. | Schach-Club Wittstock | 10/14 | 30.5 | 126 |
5. | USV Potsdam III | 8/14 | 29 | 142.5 |
6. | SV Grün-Weiß Niemegk | 5/14 | 26.5 | 122.5 |
7. | SG Lok Brandenburg II | 5/14 | 21 | 84.5 |
8. | Schachclub Havelland | 5/12 | 20 | 95.5 |
9. | SV Empor Schenkenberg | 3/12 | 17.5 | 87.5 |
10. | Schachclub Oberkrämer | 0/12 | 19 | 88.5 |
11. | SV Werder I | 0/12 | 13 | 73 |
Rückzug des SC Havellands
Überraschend hat außerdem der SC Havelland wenige Spieltage vor Saisonende seinen Rückzug aus der Regionalliga Nordwest erklärt. Das bedeutet, dass sich die Tabelle verschieben wird, da die bisherigen Ergebnisse des SC Havellands annulliert werden dürften. In der Sache ergibt sich daraus für uns jedoch keine Änderung.
Wir bedauern den Rückzug des SC Havellands und wünschen den Spielern und dem Verein weiter alles Gute, Gesundheit und dass man sich bald wiedersieht.