Am 27.02.2024 verstarb unser langjähriger Schachfreund, Vereinsmitglied und Ehrenmitglied Roland Schmidt im Alter von 94 Jahren. Roland hat über viele Jahrzehnte hinweg das Vereinsleben mitgeprägt und wesentlich zum Bestand und Erfolg des Ludwigsfelder Schachclubs beigetragen.
Seine jahrzehntelange Leistung wurde am 17.03. während des Heimspieltages der 1. und 2. Mannschaft im Rahmen einer Verabschiedung und einer Gedenkminute noch einmal gewürdigt.
Nachruf von Kurt Rosenau
Am 1. September 1977 wurde ich von Roland freundlich empfangen und am darauffolgendem Sonntag hatte ich schon mein erstes Punktspiel bei Motor Ludwigsfelde Sektion Schach. Und am Montag waren trotz seiner Belastung als Chefjustiziar die Ergebnisse dank Stenografie immer pünktlich in der Betriebszeitung „Start“, bei Erfolg in der Mittagspause im Betriebsfunk und in der Volksstimme.
Obwohl er nie Zeit zum Training hatte, spielte er über Jahrzehnte in der ersten Mannschaft. Wenn man beim Training mal daneben gegriffen hatte, kam statt „berührt geführt“ „bleib’s“ und trotzdem hat er meist gewonnen. Bei Streit kam statt Donnerwetter „Seid doch mal lieb“. Wenn Helmut Seeger, der erfolgreiche letzte Motor-Ludwigsfelde-Vorsitzende, Turnierleiter und Jugendtrainer, seine Beinamputationen abzahlen musste, schaffte Roland juristisch Rat. Als wir zur Wende aus unserem Klubhaus flogen und ich das Spielmaterial auf meinen HP400-Anhänger retten musste, hat er immer noch einen Draht zum Rathaus gehalten, damit wir nicht aufgeben mussten wie andere Vereine.
Wie ja kürzlich im Fernsehen zu sehen war, hat Bürgermeister Scholl große Erfolge erzielt, aber dass der Jugend das Klubhaus genommen wurde, hat niemand bemerkt. Voriges Jahr, als ich früh auf die anderen Schachfreunde zum Auswärtsspiel vor dem Klubhaus wartete, war der rote Teppich ausgerollt. Der Sicherheitsdienst sagte: „Um 10.00 Uhr kommt Woidke, da darf keiner rein“. Ich wohne nun schon 28 Jahre in Seddin und spiele immer noch beim SC 54 Ludwigsfelde, auch wegen Roland. Gemeinsam mit meinem Sohn Sven war es uns eine Ehre, unserem Roland den beschwerlichen Weg zum Verein zu ermöglichen. Ein letztes Mal am 15.12.23 beim Weihnachtsturnier.
Am 27. Februar 2024 verloren wir mit Roland Schmidt unseren ältesten aktiven Schachspieler des Landesschachbundes Brandenburg im Alter von 94 Jahren.
Kurt Rosenau
Nachruf von Thilo Götze
Ich war von 2002 bis 2015 Mitglied des Ludwigsfelder Schachclubs, trat also bei zu einer Zeit, als Roland Schmidt gerade seine fast 20-jährige Präsidentschaft des LSC 54 beendet hatte. In den Folgejahren hätte man den Eindruck gewinnen können, dass er dieses Amt eigentlich nie hat ruhen lassen; so sehr engagierte er sich weiterhin im Vereinsleben, organisierte Turniere mit, hielt den Kontakt zur Stadt (Klubhaus, Waldhaus, unsere Spiellokale) und fehlte fast nie beim Vereinsabend
freitags.
Später übernahm ich die Pressearbeit von ihm, Berichte unserer Punktspiele und Saisonanalysen. Seinen markanten Stil, immer positiv zu berichten, z.B. die Verlierer des Tages nicht namentlich zu erwähnen, sollte ich gerne beibehalten. Niemals vergesse ich auch, wie er meinen ersten Partiegewinn in einem Pflichtspiel in der Zeitung herausstellte – mutmachend vor Rückschlägen, motivierend, ehrlich mitfiebernd! Was eine gute Überleitung zu dem ist, was bei Roland über allen administrativen Dingen stand und steht – denn das war der Mensch Roland Schmidt.
Ich traf ihn das erste Mal bei den Ludwigsfelder Stadtmeisterschaften, ich glaube in Runde 1, und stellte gleich eine Figur ein. Anstatt nach der Partie gleich aufzustehen, munterte er mich auf und zeigte mir den Fehler. Roland hatte immer ein gutes Wort parat für jeden, und seine Anwesenheit war sicher der Grund für viele junge und ältere Neumitglieder, auch definitiv Mitglieder bei uns zu bleiben.
Wie sagt man so schön – er hielt den Kahn beisammen, ungeachtet zahlreicher Widrigkeiten. Beeindruckend war auch seine Physis – bis ins hohe Alter fuhr er tags wie nachts Fahrrad, war aktiv, und als ich ihn 2022 nach fast 8 Jahren erstmals anlässlich seines 93. Geburtstags wieder sah, hatte er sich äußerlich seit Jahren überhaupt nicht verändert! Ich glaube, das schafft man nur, wenn man eine derartig positive Einstellung zum Leben hatte wie er.
Ich habe ihn nie schimpfen oder sich aufregen hören. Roland hatte eine unglaubliche Tiefenruhe. Wahrscheinlich hat bei ihm der berühmte Satz, abgewandelt, mehr Wahrheit getroffen, als bei manch einem sonst: Wenn du so wie Roland 94 Jahre werden willst; und es wirklich willst – dann wirst du das auch.
Roland Schmidt war jemand, den man heutzutage (und vielleicht auch schon damals) einen Philantropen nennen kann. Er hat in seinen fast 70 Jahren Mitgliedschaft viele Schachfreunde begleitet, sie kommen und leider auch gehen gesehen. Dadurch konnte er auch als einer der wenigen Nachrufe verfassen, die voller Authentizität waren, weil er mit so vielen Kameraden eine lange Wegstrecke zurücklegen durfte. Ich kann hier lediglich aus einem relativ kleinen Abschnitt des gemeinsamen Wirkens mit ihm berichten, und hoffe, dass es diesem langen Leben trotzdem irgendwie gerecht wird.
Der Ludwigsfelder Schachclub, aber auch viele Ludwigsfelder ohne Verbindung zum LSC 54, werden Roland ein ehrendes Gedenken bewahren. Einen wie ihn wird es nicht noch einmal geben, aber einen wie ihn werden wir ganz sicher nicht vergessen.
Thilo Götze
Bei der Mitgliederversammlung am 12.04. wurde aufgrund Rolands vielfältiger Verdienste beschlossen, das Ludwigsfelder Herbstturnier in Roland Schmidt Gedenkturnier umzubenennen.